Alle Artikel

Ständig auf Achse, auch mit über 70: Karl Linecker

Die alpenvereinaktiv.com-Touren sind wichtiges Herzstück des Portals. Doch wer steckt eigentlich hinter den Touren? Was treibt unsere Autor*innen an, wie planen sie ihre Touren und was war ihr allerschönster Bergmoment? In einer kleinen Reihe stellen wir euch ein paar unserer Top-Autor*innen vor.

Karl Linecker genießt seine Pension auf jeden Fall anders als die meisten anderen Gleichaltrigen. Mit über 70 Jahren steht er noch mindestens ein Mal in der Woche auf heimischen Gipfeln.  941 Touren hat das ÖAV-Mitglied der Sektion Linz bisher veröffentlicht – so viele wie sonst niemand der alpenvereinaktiv.com-Autor*innen. Sein Wiedererkennungswert auf alpenvereinaktiv.com? Die selbsterstellten Berggrafiken, auf denen man Dauer, Höhenmeter und Wege ablesen kann.

 

„Spätzünder“ im Bergsport

So regelmäßig wie jetzt hat Karl aber nicht immer Bergsport gemacht. „Was den Bergsport angeht bin ich ein Spätzünder“, erzählt er. Erst mit 30, nach dem Hausbau hat er mit seiner Familie Urlaub am Millstätter See in Kärnten gemacht. Da er „keine Wasserratz“ ist, hat er dort seine erste Bergtour unternommen und wenig später auch zuhause in Oberösterreich mit dem Bergwandern begonnen. 1983 – drei Jahre nach seiner ersten Bergtour – trat er dann auch dem ÖAV bei, wo er auch heute noch kleine Gruppen leitet.

Für Karl bedeuten die Berge einfach ganz viel Freude. „Ich habe einfach Freude daran, in den Bergen die Schönheiten eines Sonnenaufgangs, die Tiere und Blumen zu bewundern, die mein Gott gemacht hat“, schwärmt Karl. Die Schönheit der Natur begeistert Karl besonders. Um die zu genießen, steht er auch gerne sehr früh auf: als Morgenmensch stapft er meist schon gegen sechs Uhr morgens vom Ausgangspunkt seiner Wanderungen los und genießt die Stille der Natur – oftmals alleine, denn so früh wollen die meisten anderen nicht aufstehen oder können nicht mehr mithalten.

Foto: Karl Linecker

Spitzenreiter in der Tourenerstellung

Die meisten seiner Touren stellt Karl auf alpenvereinaktiv.com ein. Und das sind mittlerweile ganz schön viele: 941 Touren hat er aktuell schon hochgeladen und es kommen stetig neue dazu. Darunter sind nicht nur Bergtouren, sondern auch Klettersteige, Winter- und Schneeschuhwanderungen, Ski-, Hoch- und Mountainbiketouren. Die volle Bandbreite also. Die Anzahl seiner Touren ist ihm dabei aber ziemlich egal. Ein spezielles Jubiläumsziel für seine 1.000 Tour hat er nicht. „Ich bin einfach dankbar für jeden Tag, denn Jesus mir gibt, an dem ich aufstehen und vielleicht auf den Berg gehen kann“, sagt Karl. Er möchte einfach nur, dass Bergsteigende und Wandernde Freude an seinen Beschreibungen haben. Und das haben sie ganz offensichtlich: Die meisten von Karls Touren haben Top-Bewertungen auf alpenvereinaktiv.com.

Für die Erstellung neuer Touren hat Karl mittlerweile ein sehr routiniertes Verfahren entwickelt. Zuerst schaut er sich eine seiner vielen alten Wanderkarten an und sucht auch im Internet nach Informationen. Hier findet er zum Beispiel geeignete Parkmöglichkeiten und weitere Toureninfos. Danach legt er die angedachte Tour als Planung in alpenvereinaktiv.com ein. Zusätzlich schaut er sich die Tour noch auf seinem Handy an und wenn das Wetter dann passt, dann startet er. Karl ist nach eigener Aussage ein „Schönwettergeher“. Das bietet ihm zusätzlich noch mehr Sicherheit am Berg. Einmal in der Woche macht er schon auf jeden Fall eine Tour. Bei Traumwetter auch gerne mal zwei. Karls Tourenplanungsverfahren dauert ungefähr eine Stunde und klappt so eigentlich fast immer.

Im Nachhinein beschreibt er die Tour dann so, wie er sie persönlich erlebt hat. Die Dauer der Tour beispielsweise entspricht immer genau der Zeit, die Karl für die Tour gebraucht hat. „Andere gehen schneller oder langsamer, sind auch bei Schlechtwetter unterwegs, das ist hier nicht berücksichtigt“, erklärt er. Die alpenvereinaktiv.com-Touren sind quasi auch sein persönliches Tourenbuch. Das Einpflegen selbst dauert im Nachhinein auch nochmal ungefähr eine Stunde. Genauso das Erstellen des charakteristischen Diagramms. Der pensionierte Bautechniker hat diese Zeit-Wege-Diagramme früher für sich händisch gezeichnet. Nachdem er irgendwann am Arbeitsplatz einen Computer verwenden musste, versuchte er die Diagramme auch zuhause am PC. Von Bergsteigenden wird er oft auf diese Diagramme angesprochen, die als hilfreich betrachtet werden.

Karls Zeit-Wege-Diagramme; Bild: Karl Linecker

Karls Geheimnis für gute Fitness mit über 70?

Im höheren Alter noch so fit wie Karl zu sein – davon träumen sicherlich viele. Ein Geheimnis dafür hat er aber keines. Er isst normal, raucht und trinkt nicht. Neben dem Bergsteigen macht er keinen zusätzlichen Sport. Dafür läuft Karl aber fast jeden Tag drei Kilometer bis zum nächsten Bäcker oder nimmt gelegentlich auch das Rad. „Das war’s“, erzählt er. Einen niedrigen Blutdruck und Puls habe er aber vererbt bekommen und das sei sehr vorteilhaft für den Bergsport. Draußen in den Bergen zu sein tut Karl gesundheitlich gut „Körper, Seele und Geist, der ganze Mensch profitiert vom Bergsteigen“, schwärmt er. Aber immer mit Genuss!

Neben dem Bergsport fotografiert Karl sehr gerne. Damit hat er mit den ersten Kindern angefangen. Heute macht er aus seinem Bildern Videos seiner Bergurlaube oder von einem Bergjahr, die er mit Musik hinterlegt. Die Fotos seiner schönsten Erinnerungen schaut er sich dann auf dem Fernseher an. Auch am selbstgebauten Haus mit Garten gibt es immer etwas zu tun. Zusätzlich engagiert sich Karl noch bei den Gideons, den „Laufburschen Gottes“, die zum Beispiel in Hotels kostenlos mehrsprachige Bibeln für jedes Zimmer zur Verfügung stellen. Aber auch an Studierende, beim Militär oder manchmal auch in Gefängnissen werden Bibeln verteilt.

Auf dem Matterhorn 1987; Foro: Karl Linecker

Erinnerungen aus vielen schönen Bergjahren

So viel steht fest: mit Karl wird es wohl selten langweilig. Ständig unterwegs und auf Tour hat er bereits unzählige Marmeladenglasmomente in den Bergen sammeln können. „Es gibt viele allerschönste Bergmomente!“, findet er. Einen ganz besonderen Moment hat er beispielsweise am Matterhorn erlebt. „Das war am 20. August 1987“, erinnert er sich, „einen Tag vor meinem Geburtstag.“ Den Gipfel hatte er im Alleinanstieg erreicht. „Das Matterhorn kennt man so gut. Aus der Werbung, von der Verpackung von Hustenzuckerl, sogar in Nepal habe ich in Unterkünften Bilder vom Matterhorn gesehen.“ Dann oben zu stehen war für Karl ein ganz besonderer Moment.

Aber auch gelungene Bergfotos gehören für ihn zu den allerschönsten Bergmomenten. Da gibt es zum Beispiel ein gelungenes Foto von einem Schwalbenschwanz am Landsberg auf nur 899 Metern oder eines von Steinböcken am Bösenstein – alle mit Normalobjektiv geschossen. Oder auch ein Foto, das er am Hohen Nock 1986 ganz in der Nähe seines Zuhauses machen konnte: „Da saßen am Kreuz Bergdohlen. Sie flogen auf und setzten sich wieder irgendwo nieder. Plötzlich nach mehrmaligem Klatschen saßen 3 am Kreuz. Eine Dohle oben eine links und eine rechts am Balken. Da habe ich abgedrückt. Das Foto macht mir heute noch Freude!“, erinnert sich Karl.

Es sind also nicht immer nur die ganz großen Erfolge, die zählen, sondern oft auch die ganz kleinen Momente, die glücklich machen. Wichtig ist es nur, rauszugehen und die Schönheit der Natur zu genießen. Und ganz vielleicht ist ja auch genau das Karls geheimes Erfolgsrezept für Fitness und viele kleine Glücksmomente – auch mit über 70.

Die drei Dohlen am Hohen Nock; Foto: Karl Linecker

 

 

 

3 schnelle Fragen an Karl

 

Welches sind deine Top 3 Lieblingstouren?

Da kann ich mich nicht entscheiden. Es gibt so viele schöne Touren.

Lieber alleine oder in Gesellschaft unterwegs?

Ich gehe meist alleine, da die meisten nicht so früh aufstehen wollen. Im Urlaub sind wir immer am Meer oder See, was meine Frau liebt und ich auch Bergtouren machen kann.

Welches ist die schönste Alpenregion?

Trotz einiger Auslandstouren des letzten Jahrzehnts, die ich beschreiben konnte, sind die Alpen für mich am Schönsten. Da hat man an einem Tag einfach alles, Wald, Blumen Felsen Schnee und Gletscher. Auch die Vielfalt, die Dolomiten, Hochtouren, Wintertouren usw. ist groß. Jede Region hat ihren eigenen Reiz.

 

Rauhkopf, Bonn-Matreierhütte; Foto: Karl Linecker