Alle Artikel

„Schönes Wetter“, sagt man nicht!

Unter Meteorologen gilt es fast schon als unhöflich dem Wetter gegenüber, wenn man es als gut, schlecht, schön oder als Sauwetter bezeichnet. Schönes Wetter ist ein sehr subjektives Konzept und bekanntlich gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Was man sich meteorologisch korrekt für Bergaktivitäten im Sommer wünschen könnte, ist stabiles Hochdruckwetter.

Schönwetterwind

Wenn wir uns zentral in einem großräumigen Hochdruckgebiet befinden, können wir von sonnigem und ruhigem Wetter ausgehen. Der Höhenwind ist schwach und der Hangwind, den wir morgens beim Aufstieg und abends beim Abstieg im Rücken haben, ist kein Zeichen sich ändernden Wetters, sondern entsteht gerade weil die Sonne ungestört scheint. Am Morgen erwärmt sie die steilen Bergflanken rascher und die Luft heizt sich auf und steigt nach oben. Die zunächst noch kältere Luft aus der Ebene oder tiefer unten im Tal fließt nach und der Wind bläst das Tal hinauf. Geht die Sonne unter, sinkt die Temperatur in den bodennahen Luftschichten und die Luft fließt ins Tal hinunter. Solche Hangwindsysteme sind stärker ausgeprägt je klarer und trockener es ist.

 

Stabilität und Hitzegewitter

Das Wort stabil in „stabilem Hochdruckwetter“ bezieht sich zum einen auf die Schichtung der Atmosphäre. Diese ist stabil, wenn die Luft unten kalt und oben wärmer ist, etwa weil es nachts durch Abstrahlung stark auskühlt. Die schwere, kalte Luft liegt unter der leichteren warmen und rührt sich nicht. Ist es hingegen oben kälter, beispielsweise weil die Sonne den Boden tagsüber aufheizt oder in der Höhe kalte Luft zuströmt, ist die Schichtung labil. Luftpakete steigen vom Boden in die oberen Schichten der Atmosphäre. Dort kühlen sie ab, es kommt zu Kondensation, Wolkenbildung und manchmal auch zu Niederschlag und Gewittern.

Konvektionsgewitter, also die typischen Hitzegewitter, die wir von schwülen Sommernachmittagen kennen, treten in unseren Breiten meist zwischen Mai und September auf – in den restlichen Monaten ist die Kraft der Sonne in der Regel nicht groß genug, um den Boden ausreichend aufzuheizen. Hitzegewitter kündigen sich durch immer höher werdende Cumulus- und Cumulonimbus-Wolken an, die als wabernde Blumenkohle in den Himmel schießen. Am besten geht man ihnen aus dem Weg, in dem man Touren frühzeitig beendet. Der Wetterbericht gibt Auskunft über die Schauer- und Gewitterwahrscheinlichkeit, gerade auch bei ansonsten sonnigem Wetter, und nimmt damit Bezug auf die Labilität der Luft. Zu Gewittern kann es auch aus anderen Gründen kommen, etwa bei Kaltfronten oder Rückseitenwetter, aber das ist dann keine Hochdrucklage mehr.

 

Der Wetterbericht

Mit stabil meinen wir natürlich andererseits auch, dass sich an der günstigen Wettersituation erstmal nichts ändert. 24 und 48 Stunden – Wetterprognosen sind ziemlich detailliert und auch ziemlich treffsicher. Ab dem dritten Tag in die Zukunft spricht man von einer Mittelfristvorhersage. Die Prognosen werden dann je nach Wetterlage deutlich unsicherer und statt um lokale Details geht es eher um Trends in der großräumigeren Entwicklung.

Wenn ich nun eine längere Tour plane und in der Prognose lese, dass in vier Tagen vermutlich eine Kaltfront meine Region erreicht, muss ich das im Kopf behalten und auch damit rechnen, dass die Front etwas früher oder später eintreffen könnte als vor vier Tagen angekündigt. Hat man den Prognosetext aufmerksam gelesen und ihn sich nicht optimistisch schön geredet („Das hält schon!“ oder „Bis das da ist, sind wir längst wieder unten!“), ist es unwahrscheinlich, dass man völlig aus dem Nichts von einem massiven Wetterumschwung überrascht wird. Fronten und manchmal damit einhergehende, gefährliche Wetterstürze kündigen sich auch draußen und für uns wahrnehmbar an, vor allem in Form von aufziehenden Wolken (typischerweise erst hohe Schleierwolken, dann immer dichtere, tiefere Wolken) und einem Druckabfall (Barometer oder Höhenmesser beachten!).

Wenn man gar nicht vorgewarnt ist, kann das aber ganz schön schnell gehen und anstatt sich nur auf die Wolken zu verlassen, lohnt es sich, das ausgezeichnete Angebot an Bergwetterprognosen zu nutzen, das uns in den Alpen zur Verfügung steht. Im Zweifelsfall sollte man immer jene Wettervorhersagen zu Rate ziehen, die einen Text beinhalten. Diese werden von Meteorologen erstellt und geben lokale Besonderheiten und vor allem Unsicherheitsfaktoren besser wieder als 

automatische Punktprognosen, die oft eine Genauigkeit simulieren, die es nicht gibt.

Anstatt sich irgendwo genaue Temperaturangaben und ein Sonnen- oder Wolkensymbol exakt für den Wunschgipfel am Sonntag in vier Wochen zu suchen, empfehle ich lieber, den Alpenvereinswetterbericht für die nächsten paar Tage zu lesen und sich damit abzufinden, dass man das Wetter nun einmal nicht planen kann.

 

Was tun, wenn man doch in ein Gewitter kommt?

Exponierte Stellen verlassen, Wasser meiden, nicht in die Nähe von Metall stellen, Stahlseile, eigenes Metallmaterial wie Pickel oder Steigeisen u.s.w. ablegen und sich davon entfernen, Kauerhaltung einnehmen am besten auf isolierendem Material (z.B. Seil), nicht in der Gruppe sitzen, sondern sich verteilen. Am besten rechtzeitig umkehren und Formulierungen, die schlechtes Wetter ankündigen, wie Temperatursturz, Sturm, orkanartige Böen, hohe Gewitterwahrscheinlichkeit etc. ernst nehmen.


Aut
orin: Lea Hartl 
hat Meteorologie studiert und arbeitet derzeit am Innsbrucker Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung (ÖAW). Im Winter betreut sie außerdem die Redaktion von www.powderguide.com