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Mit unseren Kindern am Klettersteig

Ab wann macht es Sinn, mit Kindern Klettersteige zu begehen?

Hierfür ist weniger das Alter als vielmehr die Entwicklungsstufe des Kindes entscheidend. In der Regel können Kinder ab ca. fünf bis sechs Jahren einfache Klettersteige begehen.

Schlüsselfaktor Tourenplanung

Eine gute Planung ist essenziell. Der Klettersteig sollte nicht zu schwierig und zu lange sein. Ausgezeichnet geeignet für den Einstieg sind spezielle Kinder- und Übungsklettersteige. Sie sind meist leicht erreichbar und verlaufen oft wenig exponiert in Bodennähe oder an großen Blöcken. Für größere Kinder gibt es inzwischen eine gute Auswahl an „richtigen“, aber kindgerechten Klettersteigen, bei denen Trittstufen und Sicherungsseile in entsprechend nahen Abständen angebracht sind. Zudem soll der Klettersteig möglichst frei von objektiven Gefahren wie Steinschlag sein und eventuell auch Ausweich- oder Abbruchmöglichkeiten bieten.

Am Klettersteig mit Kindern

Unterwegs am Klettersteig

Betreut wird am Klettersteig grundsätzlich Eins zu Eins, das heißt, auf ein Elternteil kommt ein Kind. Dass das Eigenkönnen des betreuenden Elternteils weit über den Anforderungen des Klettersteigs steht, versteht sich von selbst. Damit wir unsere Kinder zuverlässig sichern können, bedarf es einiges an Know-how, welches sicherungstechnisch logischerweise komplexer ist als jenes, das wir vom „normalen“ Klettersteiggehen her kennen.

Für kleine Kinder empfiehlt sich eine spezielle Kinder-Sitz-Brustgurtkombi; für größere Kinder ist ein gut passender Kindersitzgurt ausreichend. Kann unser Kind das Klettersteigset noch nicht selbständig bedienen, dient eine einfache 60 cm-Bandschlinge, direkt mittels Ankerstich in den Anseilring des Klettergurtes eingebunden, zur „Selbstsicherung“. Als Karabiner nehmen wir einen großen Schnappkarabiner, den das Kind leicht bedienen kann. So kann es selbständig und einfach den Umgang mit Karabiner und Stahlseil erlernen. Als echte Sicherung binden wir das Kind mit einem Einfachseil – zehn bis 15 Meter sind leicht ausreichend – mittels Achterknoten direkt in den Anseilring ein. In einem Abstand von ein bis maximal zwei Metern ist das Kind nun unmittelbar „am kurzen Seil“ mit dem Elternteil verbunden.

 

Das Seil ist dabei am Gurt des Elternteils sauber abgebunden, sodass wir das Kind mit unserem gesamten Körpergewicht sichern können. Selbstverständlich sind wir dabei selbst mittels Klettersteigset am Stahlseil gesichert. So kann man dem Kind jederzeit beim Umhängen behilflich sein, es durch Zug am Seil in steileren Passagen unterstützen und ihm auch die Hand reichen. Wichtig ist, dass das Seil zwischen Kind und Elternteil immer leicht gespannt bleibt, dass es von vornherein zu keinem echten Sturz kommen kann. In Quergängen oder auf Seilbrücken wird unser Sicherungsseil noch einmal mittels mitlaufendem Karabiner am Stahlseil umgelenkt, dass auch hier die Zugrichtung nach oben gewährleistet ist. Zusätzlich ist das Kind ohnehin noch mit seiner Bandschlinge gegen Pendeln gesichert.

 

Sind die Kinder schon etwas größer und können ein Klettersteigset selbst bedienen, bleibt die Sicherungstechnik mittels zusätzlichem Kletterseil die gleiche. Die Kinder müssen nun selbstständig immer beide Karabiner des Klettersteigsets umhängen, sind dabei aber noch redundant mit dem Kletterseil gesichert. Sind die Kinder im Umgang mit dem Set gut vertraut, ist auch eine Eins-zu-zwei-Betreuung vertretbar. Das mittlere Kind ist dabei mit eigenem Klettersteigset am Stahlseil und zusätzlicher Seilweiche am Kletterseil gesichert. Der Abstand zwischen den Kindern und dem vorangehenden Erwachsenen ist dabei gerade so groß, dass die Kinder ungehindert klettern können, also ca. zwei bis drei Meter.

Autor: Gerhard Mössmer
Berg- und Skiführer, Mitarbeiter in der Abteilung Bergsport des Österreichischen Alpenvereins und Papa von vier Kindern