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Hoch hinaus auf Alpenklassiker und vergessene Gipfel: Eduard Gruber

Die alpenvereinaktiv.com-Touren sind wichtiges Herzstück des Portals. Doch wer steckt eigentlich hinter den Touren? Was treibt unsere Autor*innen an, wie planen sie ihre Touren und was war ihr allerschönster Bergmoment? In einer kleinen Reihe stellen wir euch ein paar unserer Top-Autor*innen vor.

Wächst man in Südtirol zwischen Bergen und Almwiesen auf, ist einem die Liebe zu den Alpen und zum Bergsport vermutlich von Beginn an in die Wiege gelegt. So auch bei Eduard Gruber. Der Allround-Alpinist der AVS-Sektion Bozen ist nicht nur auf Wanderungen, Ski- und Hochtouren unterwegs, sondern kennt sich auch mit dem Alpinklettern und Mountainbiken bestens aus. Viele seiner Touren veröffentlicht er dabei regelmäßig auf alpenvereinaktiv.com. Darunter sind nicht nur bekannte Klassiker der Alpen, sondern auch unbekanntere einsame und vergessene Pfade und Gipfel.

Eduard Gruber am Eggentaler Horn; Foto: Eduard Gruber

Ein echtes Kind der Alpen

Bergsport macht Eduard schon seit er denken kann. Kein Wunder, wenn die schönsten Berge doch direkt vor der Haustür stehen. Sie gehören einfach zu seinem Leben dazu. Früher war er vor allem sehr viel klettern. In den Dolomiten geht das schließlich auch perfekt. Aufgrund von Sehschwierigkeiten hat er mit dem Alpinklettern aber schon vor ein paar Jahren aufgehört. Sein aktueller Favorit in Sachen Bergsport ist das Skitourengehen. Das klappt mit den Augen am besten, da man nicht ganz so sehr auf den Untergrund achten muss wie beim Wandern oder den nächsten Standplatz fest im Blick haben muss wie beim Alpinklettern. Deshalb kostet Eduard die Skitourensaison auch noch in vollen Zügen aus: Selbst im Juni schnallte er sich noch fleißig wann immer es ging die Skier an, während die der meisten seiner Freundinnen und Freunde bereits seit einiger Zeit im Schrank auf den neuen Schnee warten. Seit 1983 ist der Bozener AVS-Mitglied und war auch viel mit seiner Sektion unterwegs. Für ihn war das unglaublich hilfreich, denn so konnte Eduard Gleichgesinnte treffen, die genauso eine unzubändigende Bergsportleidenschaft haben wie er und mit denen er gemeinsam auf Tour gehen konnte.

 

Bergsport-dauermotiviert

Eduards Leidenschaft für die Alpen ist tatsächlich enorm groß. In den Bergen findet er seine Kraft fürs Leben. Vor allem die Ruhe und Stille in den Bergen schätzt er. „Ich bin auch sehr gerne mal alleine unterwegs und dann mit mir beschäftigt, hänge meinen Gedanken nach und genieße die Schönheit der Natur“, erzählt Eduard. Er kann so sein Tempo selbst bestimmen und ist auch komplett frei in der Planung und Durchführung seiner Tour. Da er selbst kein Auto mehr fährt, nutzt er für die Touren, die er alleine macht, die öffentlichen Verkehrsmittel oder fährt Mountainbike. Wenn er mit Freundinnen und Freunden unterwegs ist, fahren sie mit dem Auto aber schon auch mal etwas weiter weg. Denn auch in Gesellschaft ist Eduard gerne mal unterwegs. Dabei genießt er sowohl die guten Unterhaltungen aber auch mal das gemeinsame Schweigen. In den Bergen kann man sich fast blind verstehen. „Man kann mit wenigen Worten in den Bergen viel sagen“, findet der Südtiroler. Der sportliche Aspekt an den Bergtouren ist ihm dabei nicht so wichtig: „Ich will nicht unbedingt auf diesen einen Gipfel drauf, wenn’s geht ist das in Ordnung, wenn’s nicht geht, dann auch.“ Trotzdem nimmt er regelmäßig an den sportlichen Challenges auf alpenvereinaktiv mit – einfach, weil er die Höhenmeter ja sowieso zurücklegt. Die 20.000 Höhenmeter-Skitouren-Challenge hat er beispielsweise mit links gemeistert. Der sportliche Aspekt läuft also ganz einfach mit. „Auf der faulen Haut zu liegen ist nicht so meins“, sagt Eduard. Wenn es nach ihm gehen würde, gäbe es auch nichts anderes als Aktiv-Urlaube. Hauptsache kein Stillstand – immer in Bewegung ist die Devise. Einfach nur am Strand liegen könnte er nie. Seine Frau sieht das anders. Bei gemeinsamen Urlauben in Kroatien zieht er dann auch mal alleine los zum Wandern. Grundsätzlich ist Eduard, der seit zwei Jahren pensioniert ist, ungefähr vier Mal in der Woche in den Bergen unterwegs und dabei auch stets motiviert. Höchstens das frühe Aufstehen könnte ihm einmal schwerfallen. Wenn er dann aber draußen ist, die klare Luft genießt und dem Vogelgezwitscher lauscht, hat sich schon alles wieder gelohnt. Und auch schlechtes Wetter hält ihn nicht ab. Nur Skitouren geht er nicht mehr bei Regen. Ansonsten ist alles drin.

Eduards aktuelle Lieblingsbergsportart: Skitourengehen; Foto: Eduard Gruber

Unterwegs in luftigen Höhen

Wenn Eduard dann loszieht, dann meistens sehr hoch hinaus. Höhenmeter macht er ziemlich viele. Viele 3.000er hat er schließlich direkt vor der Nase. Da kann es schon auch mal vorkommen, dass er an einem Tag fünf Gipfel macht, die allesamt über 3.000 Höhenmeter messen. Für ihn ist das im Grunde nichts Besonderes mehr. Dennoch hat er sich eine Liste zusammengestellt: Allein in Südtirol zählt er 367 Gipfel, die über 3.000 Höhenmeter haben. Wie viele davon er selbst schon bestiegen hat, weiß er nicht genau. Irgendwann will er es aber sicherlich doch einmal zusammenzählen, meint er. Rein aus Interesse.

Die 4.000er sind dann aber doch etwas Besonderes für Eduard. Die sind schon ein echtes Erlebnis. Übernachtungen auf den Berghütten, die Anspannung am Tag davor und das Schönste dann: die Sonnenaufgänge am Morgen und der Blick auf die gewaltigen Gipfel. Viele der großen Klassiker hat er auch schon gemacht: Mont Blanc, Piz Bernina, Dufourspitze und viele mehr. Für seine Begehungen wählt er da meistens aber eher nicht den Normalweg, sondern alternative, weniger begangene Aufstiege.

Aus heutiger Sicht würde er den Westalpen-Klassikern aber immer eher einen unbekannteren Berg vorziehen – wohl aber auch, weil er so viele der Klassiker schon gemacht hat. In seinen Tourenbeschreibungen auf alpenvereinaktiv ist oft von „vergessenen“ und „einsamen Gipfeln“ die Rede. Mittlerweile sind diese Geheimtouren für ihn doch deutlich ansprechender – und ebenfalls sehr anspruchsvoll.

Skitourenwetter nutzt Eduard aus, wann immer es geht; Foto: Eduard Gruber

Unbekanntes entdecken

Seine vergessenen Gipfel findet Eduard meistens über die Landkarte oder seine 3.000er-Gipfelliste. Da sind auch viele Berge dabei, die bisher noch nirgendwo beschrieben wurden. Manchmal schlagen auch seine drei besten Bergfreunde eine Tour vor. Über alpenvereinaktiv sucht er dann mögliche Wege, die auf den Gipfel führen könnten. Auch wenn er gemeinsam mit Freunden losziehen will, plant er die Tour auch trotzdem nochmal mit, einfach, um auf Nummer sicher zu gehen. Den Track der Tour lädt er sich dann auf sein GPS-Gerät runter, ohne das er nicht mehr losziehen würde. Bei alpenvereinaktiv ist er seit Sekunde Null dabei und versorgt seitdem das Portal regelmäßig mit seinen Touren. Früher vor allem von den Klassikern, die er gemacht hatte, heute eher unbekanntere Touren, die nicht alle kennen.

Im Nachfeld dauert es im Schnitt noch etwa 2,5 bis 3 Stunden, um die Tour für alpenvereinaktiv fertigzustellen. Schließlich müssen noch die GPS-Daten bearbeitet, Fotos hochgeladen und die Texte für die Beschreibungen verfasst werden – ein ziemlicher Aufwand. „Das ist schon ein kleiner Wehrmutstropfen“, sagt Eduard. Aber wo er sich Toureninspirationen holt, will er auch gerne welche zurückgeben.

Von atemberaubenden Naturerlebnissen im Rosengarten

Bei seinen vielen Touren auf unbekannte, einsame und vergessene Gipfel konnte Eduard schon viele ganz besondere Bergmomente erleben. „Ein ganz wunderbares Erlebnis hatte ich aber am Rosengarten“, erinnert sich Eduard. Er war hier ziemlich spät unterwegs, hatte auch länger gebraucht als geplant. Beim Abstieg ist dann die Sonne untergegangen und tauchte den Rosengarten in eine tiefrote Farbe. „Und auch wenn wir damals so spät unterwegs waren, habe ich mich niedergesetzt, habe nichts mehr gemacht und nur noch der untergehenden Sonne zugeschaut und dann ist alles rund um mich vergessen.“ Und auch, obwohl er dann im Dunkeln absteigen musste, hat sich genau dieser Moment gelohnt und wird Eduard für immer in Erinnerung bleiben.

Magische Bergmomente; Foto: Eduard Gruber

 

 

3 schnelle Fragen an Eduard

Was sind deine Top 3 Lieblingstouren?

Da gibt es so viele. Spontan fallen mir da gerade aber die Rosengartenspitze – mein Hausberg – über die Normalroute ein. Und dann noch der Ortler, da war ich bestimmt schon zehn Mal oben,

Rosengarten

 

Ortler

 

Bist du lieber alleine oder in Gesellschaft unterwegs?

Ich bin auch sehr gerne alleine unterwegs und dann mit mir selbst beschäftigt. An den Wochenenden, wenn andere Zeit haben, aber auch sehr gerne in Gesellschaft.

 

Was ist deine Lieblings-Alpenregion?

Ganz klar, meine Heimat – die Dolomiten. Und dann noch die Ortler-Region für die hohen Berge.