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Ein Leben von und für die Berge: Naturverträglich unterwegs mit Michael Pröttel

Die alpenvereinaktiv.com-Touren sind wichtiges Herzstück des Portals. Doch wer steckt eigentlich hinter den Touren? Was treibt unsere Autor*innen an, wie planen sie ihre Touren und was war ihr allerschönster Bergmoment? In einer kleinen Reihe stellen wir euch ein paar unserer Top-Autor*innen vor.

Sich tagein, tagaus mit den Bergen beschäftigen – für viele Alpenliebhaber*innen ein entfernter Wunsch, für Michael Pröttel Realität. Der freie Alpinjournalist, Reisejournalist und Bergfotograf ist nicht nur leidenschaftlich gerne in den Bergen unterwegs, sondern gehört auch zu den aktivsten Autor*innen auf alpenvereinaktiv.com. Mit insgesamt 643 hat er nicht nur besonders viele, sondern auch sehr beliebte Touren veröffentlicht. Neben seinen Tourenideen ist Michael Pröttel aka „Mr. Bergbericht“ für den Bergbericht bekannt, in dem er jeden Donnerstag die Bedingungen fürs kommende Wochenende erklärt und passende Tourentipps gibt. Dem studierten Diplom-Geograph liegen zudem der Klima- und Naturschutz in den Alpen am Herzen – und auch dieser kann bei der Tourenplanung auf alpenvereinaktiv.com berücksichtigt werden.

 

Die Alpen: Leidenschaft und Beruf

Die große Liebe zu den Bergen entflammte bei Michael erst vergleichsweise spät. Als kleiner Junge war er zwar mit seinen Eltern auch schon gelegentlich Alpinskifahren. Mit dem Bergsport ging es allerdings erst nach dem Abitur so richtig los: Dem Mitbewohner fehlte ein Seilpartner und so wurde Michael kurzerhand mit zu den großen Mehrseillängen in die Dolomiten genommen. „Da hatte ich großes Glück“, erinnert er sich zurück.

Heute bedeuten die Berge für Michael vor allem Halt, Ruhe und Gelassenheit. „In den Bergen fühlt man sich so klein und spürt noch eine viel größere Verantwortung, auf sich zu achten – vor allem, wenn man alleine ist“, findet er. Auf der anderen Seite lebt er aber nicht nur für, sondern auch von den Bergen: sie machen 100 Prozent seiner Erwerbstätigkeit aus. Das bedeutet aber nicht, dass er fünf Arbeitstage in der Woche in den Alpen unterwegs ist. Auf einen Draußen-Tag kommen vier Drinnen-Tage, die Michael am Computer verbringt und Bilder bearbeitet, Texte und Bücher schreibt, Workshops, Yoga- und Wanderretreats und Vorträge plant, und natürlich Touren auf alpenvereinaktiv.com einpflegt.

 

Michaels kleines Einmaleins der Tourenplanung

Hinter einer solchen Tourenplanung steckt nämlich tatsächlich mehr Aufwand als man so denken mag. Die alpenvereinaktiv.com-Touren unterliegen schließlich hohen Qualitätsansprüchen. Einen Großteil der Touren hat Michael selbst gemacht und getestet. Für den DAV hat er einige Jahre aber auch die verschiedenen Hüttenübergänge und -zustiege ausgearbeitet, die er nicht unbedingt selbst abgehen musste, sondern vor allem das nötige Kartenmaterial intensiv studieren und weitere Informationen von Hüttenwirt*innen besorgen musste. In der Nachbearbeitung ist Michael mittlerweile super schnell: nur etwa eine Stunde braucht er im Nachhinein, um die Tour mit allen nötigen Informationen, Beschreibungen, Texten und Fotos fertig zu stellen. Rekordverdächtig!

Wer eine von Michaels Touren nachmachen möchte, findet in der Beschreibung alle notwendigen Infos und muss nur noch ein paar Dinge beachten. Erstens ist es wichtig, sich die Tour ganz genau anzuschauen und selbstkritisch zu beurteilen, ob man den Anforderungen der Tour gewachsen ist und das notwendige Equipment für die Tour besitzt. Zweitens sollte man sich vorher den Bergbericht durchlesen, in dem Michael die Tourenbedingungen für das kommende Wochenende zeigt. Kurz vor der Tour ist es auch immer empfehlenswert, sich den Wetterbericht der Alpenvereine nochmal genau anzuschauen und die Wetterlage zu bewerten. Passen beide Punkte, kann der Tour eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Auch unterwegs ist es wichtig, die Wetterlage immer im Auge zu behalten und sich vielleicht ein bisschen Wolkenkunde anzueignen – die AV-Sektionen bieten regelmäßig Kurse hierzu an. „Schau den Himmel an und guck, was da kommt“, ist Michaels Tipp für sichere Touren. Im Winter spielt natürlich auch immer die Lawinengefahr eine wichtige Rolle. Hier kann beispielsweise auf die „Wumm-Geräusche“ geachtet werden.

Schlechtes Wetter ist aber kein Grund, nicht loszuziehen, findet Michael. Man muss die Tour eben nur den Bedingungen anpassen. Blitzgefährdete Gratpassagen sollten bei Gewitter zum Beispiel unbedingt gemieden werden. Grundsätzlich findet er immer Motivation in die Berge zu fahren und die Ruhe der Berge zu genießen – ganz egal, ob alleine oder in Gesellschaft.

Bergsport und Naturschutz: Michaels großes Anliegen

Bei seinen Touren achtet Michael ganz besonders auch darauf, dass Start- und Zielpunkt gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Übrigens benötigt es nur ein paar wenige Klicks, um auf alpenvereinaktiv.com Touren zu finden, die mit Bus und Bahn erreichbar sind. Dennoch muss sich die deutsche Verkehrspolitik noch viel verändern, findet Michael. An der Schweiz könnte sie sich ein gutes Beispiel nehmen. Hier kann man fast jeden letzten Winkel gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Außerdem braucht es ein günstiges Ganzjahresticket, fordert er.

Wenn die öffentliche Anreise dann doch mal nicht klappt, dann lohnen sich Mehrtagestouren. Die sind nämlich nicht nur klimaschonender, sondern bieten auch einzigartige Bergerlebnisse, die man so auf einer Tagestour nicht hat. Man trifft auf verlassenere Bergregionen und auch die Übernachtungen auf Alpenvereinshütten sind ein besonderes Erlebnis.

Klima- und Naturschutz sind dem ehrenamtlichen Vorsitzenden der Berg- und Naturschutzorganisation „Mountain Wilderness Deutschland“ auf seinen Touren besonders wichtig. In den Alpen sind die Auswirkungen des Klimawandels besonders stark spürbar und als Geograph fallen Michael die Veränderungen der letzten Jahrzehnte besonders auf. Neben immer mehr Föhnwetterlagen ist natürlich vor allem der Rückgang der Gletscher und Eiswände bedrückend, der die Alpenbewohner*innen in Zukunft vor immer größere Probleme stellen wird.

Für den Klima- und Umweltschutz in den Alpen kann man sich allerdings auch selbst einsetzen. Als Mitglied eines Alpenvereins kann man beispielsweise der Naturschutzgruppe einer Sektion beitreten oder bei Wegesanierungen helfen, die einen großen Beitrag zum Erosionsschutz leisten. „Man kann sich aber auch im Größeren einsetzen und das persönliche Reiseverhalten überdenken oder mit einer klimafreundlicheren Ernährung Gutes tun.“

Freiheit, Ruhe und Dankbarkeit: Unvergessliche Momente in den Bergen

Beachtet man Michaels Tipps und Tricks zur passenden Tourenauswahl, steht dem unvergesslichen Bergerlebnis im Grunde nichts mehr im Wege. Meistens muss man dafür auch gar nicht so weit fahren. Seinen allerschönsten Bergmoment hat er gar nicht so weit weg von zuhause, an der Biwakschachtel an der Benediktenwand, erlebt. „Das war kurz nach dem ersten Lockdown“, erinnert sich Michael. „Man durfte endlich wieder raus.“ Gemeinsam mit einem Freund und einer Freundin beobachtete er dort den Sonnenuntergang. Nachdem man das Gefühl hatte, alles sei verboten, ein absolutes Freiheitsgefühl. „Da war dieser wahnsinnig kitschige Spruch ‚In den Bergen wohnt die Freiheit‘ so wahr wie selten“, erinnert sich Michael. Freiheit, Ruhe und Dankbarkeit – in solchen Momenten treffen all diese Gefühle aufeinander und zeigen, was die Berge zu einem so besonderen und schützenswerten Ort machen.

 

 

3 schnelle Fragen an Michael

Top 3 Lieblingstouren?

  1. Jubiläumsgrat: Anspruchsvoller, ausgesetzter Grat zwischen Zugspitze und Alpspitze, der gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln machbar ist. Am besten unter der Woche gehen und nur bei absolut stabilen Wetterverhältnissen.
  2. Via Alta Verzasca: Anspruchsvolle mehrtägige Tour, die Michael erst kürzlich gemacht und sich verliebt hat.
  3. Kvarner Bucht in Kroatien: Leichtere Wanderungen in einer noch wenig überlaufenen Gegend.

Lieber allein oder in Gesellschaft unterwegs?

Beides hat seinen Reiz. Ich bin gerne allein unterwegs, aber auch gerne in Gesellschaft. Als Fotograf brauche ich außerdem hin und wieder Models auf Tour.

Lieblingsregion?

Graubünden: vor allem wegen der schönen Skitouren

 

Mehr Infos zu Michael und dem Bergbericht: